Interaktionen von Phytotherapeutika

  • Autor(en): Elias Bekka, Stefan Weiler
  • pharma-kritik-Jahrgang 45 , Nummer 3, PK1259
    Redaktionsschluss: 27. November 2023
    • Da pflanzliche Arzneimittel oft als harmlose Alternativen zu «chemischen» Mitteln gelten, wird ihr Interaktionspotential häufig übersehen. Verschiedene Phytotherapeutika können jedoch mit anderen Medikamenten zusammen klinisch relevante Nebenwirkungen verursachen. 
    • Analog zu anderen medikamentösen Interaktionen betreffen solche Interaktionen das Schicksal von Wirkstoffen auf praktisch jeder Ebene (z.B. die Resorption oder den Metabolismus). Neben den pharmakokinetischen sind auch pharmakodynamische Interaktionen (Synergie, Antagonismus) bekannt. 
    • Wichtige Beispiele von Phytotherapeutika, die Interaktionen verursachen, sind die folgenden: Johanniskraut (Hypericum perforatum), Ginkgo biloba, Meerträubel (Ephedra sp.) und Sonnenhut (Echinacea purpurea).
Pflanzliche Arzneimittel spielen auch heute noch eine bedeutsame Rolle, die keinesfalls unterschätzt werden darf. Sie werden einerseits in der ärztlichen Praxis verordnet, anderseits aber sehr häufig auch als Selbstmedikation eingenommen. Sie gelten als harmlose Alternative zu «chemischen» Medikamenten, weshalb ihr Interaktionspotential oft übersehen wird. Dabei sind gefährlichere Konsequenzen von Interaktionen durchaus möglich; eine Interaktion z.B. mit einem Johanniskraut-Präparat kann sogar zu einer Hospitalisation führen. Ältere, multimorbide Menschen sind besonders gefährdet, weil sie oft zahlreiche Medikamente einnehmen müssen.1 Die Problematik ergibt sich teilweise aus der Tatsache, dass pflanzliche Mittel in der Sprechstunde kaum erwähnt oder gezielt abgefragt werden. Erschwerend kommt dazu, dass Phytotherapeutika oft aus einer komplexen Mischung von multiplen Einzelsubstanzen bestehen und die Wirkstoffmengen je nach saisonalen Schwankungen, Extraktionsmethode, Unterart (Subspezies) und verwendeten Pflanzenteilen stark variieren können.2 Mit der Variabilität der eingenommenen Wirkstoffdosis fluktuiert das Risiko für die meist dosisabhängigen Interaktionen. Pflanzliche Mittel werden im Körper ähnlich wie synthetische Medikamente aufgenommen, metabolisiert und ausgeschieden. Pharmakokinetische Interaktionen können somit analog zu anderen medikamentösen Interaktionen auch alle Ebenen betreffen: Resorption, Metabolisierung (insbesondere die Zytochrom-abhängigen Schritte), Verteilung (beispielsweise via das P-Glykoprotein [P-gp]) oder Elimination können verändert sein.3,4 Auch pharmakodynamische Interaktionen mit additiv-synergistischer Effektverstärkung oder Wirkungsabschwächung bei Antagonismus werden beobachtet.
Geschätzte Lesedauer: Von 8 bis 11 Minuten

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Interaktionen von Phytotherapeutika (27. November 2023)
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pharma-kritik, 45/No. 3
PK1259
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