Prostaglandin-assoziierte Periorbitopathie

  • Autor(en): Etzel Gysling
  • pharma-kritik-Jahrgang 44 , Nummer 3, PK1208
    Redaktionsschluss: 5. Oktober 2022
  • Prostaglandin-Derivate wie z.B. Travoprost (Travatan® u.a.) werden erfolgreich zur Senkung des Augendrucks eingesetzt. Besonders unter Bimatoprost (Lumigan® u.a.) kommt es aber häufig zu deutlichen periokulären Veränderungen (z.B. Ptosis der Oberlider, Atrophie des orbitalen Fettgewebes, leichter Enophthalmus). 

Derivate von Prostaglandin F2α werden schon seit rund 30 Jahren zur Senkung eines erhöhten Augendrucks verwendet. Vier Wirkstoffe sind erhältlich: Bimatoprost (Lumigan® u.a.), Latanoprost (Xalatan® u.a.), Tafluprost (Saflutan®) und Travoprost (Travatan® u.a.). Dass sie zu einer Zunahme der Irispigmentierung und zu einem stärkeren Wachstum der Wimpern, aber kaum zu systemischen Nebenwirkungen führen, ist ebenfalls schon lange bekannt. Gemäss einer neuen Übersicht sind sie aber für verschiedene weitere periokuläre Veränderungen verantwortlich. Eine Vertiefung des Sulcus und eine Ptosis der oberen Augenlider, ein Abflachen der Tränensäcke und eine Atrophie des orbitalen Fettgewebes mit leichtem Enophthalmus sind neben anderen Veränderungen die wichtigsten Merkmale dieser Prostaglandin-assoziierten Periorbitopathie. Diese konnte in einer Studie bei über 40% der Behandelten schon nach wenigen Monaten beobachtet werden; Personen über 60 sind besonders häufig betroffen. Bimatoprost ist offenbar der am häufigsten implizierte Wirkstoff, aber auch die anderen Prostaglandin-Augentropfen können diese Periorbitopathie verursachen. Möglicherweise führen Prostaglandin-Augentropfen langfristig auch zu Veränderungen der Kornea. Nach dem Absetzen der Präparate soll sich die Periorbitopathie zurückbilden – gleichzeitig muss aber eine andere Therapie des Glaukoms gefunden werden. Omidenepag, bisher in Europa nicht zugelassen, ist möglicherweise eine Option, weil sich diese Substanz nicht an den Prostaglandin-F2α-Rezeptor bindet, aber den Augendruck ähnlich wie Prostaglandine reduziert.

Diese Periorbitopathie ist wahrscheinlich eine recht häufige, zu wenig beachtete, jedoch nicht nur kosmetisch bedeutsame Nebenwirkung der Prostaglandin-Augentropfen. Es wäre sehr erfreulich, wenn sich der erwähnte neue Wirkstoff als wirksame Alternative bestätigen liesse.

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Prostaglandin-assoziierte Periorbitopathie (5. Oktober 2022)
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pharma-kritik, 44/No. 3
PK1208
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