• Ulipristal (Esmya®): Anwendungseinschränkungen wegen Leberschäden
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 26. Februar 2018

Unter Ulipristal, das in einer Dosis von 5 mg/Tag zur «neoadjuvanten» Behandlung von Uterusmyomen eingesetzt werden kann, sind schwere Leberschäden vorgekommen. Deshalb hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA neue Anwendungsrichtlinien verfügt, die bis zur definitiven Klärung der Sachlage gelten: (1) Bei Patientinnen, die Ulispristal erhalten, müssen monatliche Kontrollen der Leberwerte durchgeführt werden; (2) es sollen keine neuen Behandlungen mehr mit Ulispristal begonnen werden (dies bezieht sich auch auf Frauen, bei denen ein dreimonatiger Behandlungszyklus abgeschlossen worden ist).
Ulipristal steht unter dem Namen ellaOne® ausserdem als Einmaldosis von 30 mg zur Notfall-Kontrazeption zur Verfügung. Für diese Anwendung sind vorerst keine Restriktionen formuliert.

EMA-Mitteilung: Women taking Esmya for uterine fibroids to have regular liver tests while EMA review is ongoing – No new patients should start treatment for the time being

«pharma-kritik»-Text (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Ulipristal

  • Gliptine (Dipeptidylpeptidase-4-Hemmer) und bullöses Pemphigoid
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 23. Februar 2018

Weltweit sind rund zwei Dutzend Fälle eines bullösen Pemphigoids unter einer Behandlung mit Gliptinen zusammengetragen worden. Die kanadische Arzneimittelbehörde kommt nach einer Analyse dieser Meldungen zum Schluss, dass ein Kausalzusammenhang zumindest als möglich zu betrachten sei.

Mitteilung von «Health Canada»: Dipeptidylpeptidase-4 inhibitors – Assessing the potential risk of a skin reaction (bullous pemphigoid)

Früherer BDN-Text zu den Gliptinen: Gliptine (Dipeptidylpeptidase-4-Hemmer) unter der Lupe

  • Diuretika bei COPD mit Risiken behaftet?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 19. Februar 2018

Einer retrospektiven Kohortenstudie zufolge scheinen Diuretika bei älteren Leuten mit einer chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) nachteilige Auswirkungen zu haben. In einer Kohorte von rund 100’000 COPD-Kranken mussten diejenigen, die eine Neuverordnung für ein Diuretikum erhalten hatten, in der darauffolgenden Monatsfrist signifikant häufiger eine Notfallstation aufsuchen oder hospitalisiert werden als die nicht mit Diuretika behandelte Kontrollgruppe; auch die Mortalität war in der Diuretika-Gruppe signifikant höher. Im Detail analysiert, waren es die Schleifendiuretika, denen diese negativen Effekte anzulasten waren. Pathophysiologisch könnte sich das damit erklären lassen, dass sie, eine metabolische Alkalose hervorrufend, das Säure-Basen-Gleichgewicht stören.

Kurzform der Studie aus dem «British Journal of Clinical Pharmacology»: Incident diuretic drug use and adverse respiratory events among older adults with chronic obstructive pulmonary disease

  • Retardiertes Paracetamol (Panadol® Extend) soll vom Markt verschwinden
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 8. Februar 2018

Wie vom zuständigen Gremium der europäischen Arzneimittelbehörde EMA angeregt wurde, soll retardiertes Paracetamol ausser Handel gesetzt werden, da nicht mehr von einem positiven Nutzen-Risiko-Verhältnis ausgegangen werden könne. Ein schwerwiegender Nachteil von retardiertem Paracetamol besteht darin, dass es sich bei Vergiftungen anders verhält als nicht-retardiertes Paracetamol bzw. dass das standardisierte Vorgehen, das für eine Intoxikation mit nicht-retardiertem Paracetamol gilt, sich nicht auf auf retardiertes Paracetamol übertragen lässt.

EMA-Mitteilung: Modified-release paracetamol-containing products to be suspended from EU market

  • Omega-3-Fettsäuren schützen nicht vor kardiovaskulären Ereignissen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 6. Februar 2018

In einer aktuellen Metaanalyse finden sich zehn grosse randomisierte Studien vereinigt, in denen der Nutzen einer ergänzenden Verabreichung von ω-3-Fettsäuren in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse geprüft worden war, und zwar im Vergleich zu placebo- oder unbehandelten Kontrollgruppen; die Einnahmedauer der ω-3-Fettsäuren betrug im Durchschnitt knapp 4½ Jahre. Dabei zeigte sich, dass die Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignissen durch ω-3-Fettsäuren nicht signifikant reduziert wurde (RR 0,97, 95% CI 0.93–1,01). Auch in der Einzelbetrachtung liess sich bei keinem der untersuchten Ereignisse – nicht-tödlicher Herzinfarkt, koronar bedingter Todesfall, Schlaganfall und Revaskularisation – eine Abnahme der Ereignisrate nachweisen.

Volltext der Metaanalyse aus «JAMA Cardiology»: Associations of Omega-3 Fatty Acid Supplement Use With Cardiovascular Disease Risks: Meta-analysis of 10 Trials Involving 77’917

  • Fluorochinolone und akute interstitielle Nephritis
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 1. Februar 2018

Die akute interstitielle Nephritis (AIN) ist für rund ein Viertel der Fälle von akuter Niereninsuffizienz verantwortlich. Es handelt sich um eine im Nierenparenchym stattfindende Überempfindlichkeitsreaktion, die mehrheitlich durch Medikamente verursacht ist, und zwar am häufigsten durch Antibiotika, nicht-steroidale Entzündungshemmer und Protonenpumpenhemmer.
In einer amerikanischen Publikation wurden 24 Fälle einer AIN zusammengestellt, die sich unter Fluorochinolonen ereignet hatten. Die Latenzzeit vom Beginn der Therapie bis zur Diagnose der AIN betrug im Median 8,5 Tage. Häufigste Symptome waren Fieber, Hautausschläge, Kreatininanstieg, abnormer Urinstatus und Eosinophilie. Bei 17 der Betroffenen erholte sich die Nierenfunktion nach Absetzen des Fluorochinolons vollständig.

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass nun auch in der Schweiz verschärfte Vorschriften für Fluorochinolone gelten: das heisst, sie dürfen zur Erstbehandlung von unkomplizierten Infekten nur noch dann verwendet werden, wenn keine Alternativen vorhanden sind.

Volltext der Fallserie aus «Mayo Clinic Proceedings»: Clinical Manifestations and Outcomes of Fluoroquinolone-Related Acute Interstitial Nephritis

Mitteilung von Swissmedic: Systemisch angewendete Fluorochinolone: Wichtige Anwendungseinschränkungen aufgrund des Sicherheitsprofiles