• Retardiertes Exenatid (Bydureon®) versagt bei harten Endpunkten
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 28. September 2017

In einer grossen Doppelblindstudie wurde untersucht, ob Exenatid, ein Antidiabetikum aus der Gruppe der GLP-1-Agonisten, die kardiovaskuläre Morbidität und Mortaliät zu senken vermag. Über 14’700 Personen mit einem Typ-2-Diabetes, davon knapp drei Viertel mit einer manifesten atherosklerotischen Erkrankung, erhielten retardiertes Exenatid (1-mal 2 mg/Woche subkutan) oder Placebo. Den kombinierten primären Endpunkt bildeten kardiovaskulär bedingter Todesfall, nicht-tödlicher Herzinfrakt und nicht-tödlicher Schlaganfall. Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 2,4 Jahren (Median) hatten in der Exenatid-Gruppe 11,4% der Behandelten eines dieser drei Ereignisse erlitten und in der Placebo-Gruppe 12,2%, was einer «Hazard Ratio» von 0,91 (0,83–1,00) entsprach und bedeutete, dass das Überlegenheitskriterium für Exenatid nicht erfüllt war.

Kurzform der Studie aus dem «New England Journal of Medicine»: Effects of Once-Weekly Exenatide on Cardiovascular Outcomes in Type 2 Diabetes

Früherer BDN-Text: Erhöhtes Risiko von Gallenerkrankungen unter GLP-1-Agonisten

«pharma-kritik»-Nummer: Exenatid-Retardpräparat

  • Plattenepithelkarzinome durch Voriconazol (Vfend® u.a.)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 26. September 2017

Ein «Dear Doctor Letter» weist darauf hin, dass Voriconazol Plattenepithelkarzinome der Haut verursachen kann, was mit den phototoxischen Eigenschaften dieses Antimykotikums zusammenhängt. Besonders gefährdet sind Leute unter einer Immunsuppression, zum Beispiel nach einer Organtransplantation. Unter einer Behandlung mit Voriconazol sollten deshalb ein konsequenter Sonnenschutz sowie gegebenenfalls dermatologische Kontrollen durchgeführt werden.

Von Swissmedic verschickte Mitteilung: Voriconazol: Aktualisierte Warnhinweise zum Risiko von Plattenepithelkarzinomen der Haut

  • Antibiotika im Spital: Werden zu häufig verschrieben und verursachen häufig Nebenwirkungen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 22. September 2017

In einer retrospektiven Studie wurden bei knapp 1500 hospitalisierten Patienten und Patientinnen die Antibiotikaverschreibungen und damit verbundenen Nebenwirkungen untersucht. In dem Kollektiv zählte man 324 antibiotikabedingte Nebenwirkungen; 186 hatten sich innerhalb von 30 Tagen entwickelt und betrafen am häufigsten den Magen-Darm-Trakt, die Nieren oder das Blutbild; 138 waren später, innerhalb von 90 Tagen aufgetreten, wobei es sich um Sekundärinfekte mit Clostridium difficile oder multiresistenten Keimen handelte. Fast 20% der Nebenwirkungen beruhten auf einer Antibiotikaverschreibung, die als nicht indiziert bewertet wurde.

Kurzform der Studie aus dem «JAMA Internal Medicine»: Association of Adverse Events With Antibiotic Use in Hospitalized Patients

  • Update: Lithium-Interaktionen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 19. September 2017

Alter, Flüssigkeitsmangel und jegliche andere Faktoren, welche die Nierenfunktion beeinflussen, können sich auf den Lithium-Spiegel auswirken und – weil Lithium eine schmale therapeutische Breite aufweist – zu einer Intoxikation mit gastrointestinalen und zentralnervösen Symptomen führen. Deshalb wird empfohlen, bei einer Behandlung mit Lithium mindestens dreimonatlich den Plasmaspiegel zu kontrollieren.
Auch Medikamente verändern die Lithium-Ausscheidung, indem sie die glomeruläre Filtrationsrate oder die renale Natrium-Rückresorption beeinflussen. Die wichtigsten Medikamente, die den Lithium-Spiegel erhöhen können, sind Diuretika, nicht-steroidale Entzündungshemmer, ACE-Hemmer, Sartane und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Substanzen, die den Lithium-Spiegel zu senken vermögen, sind Theophyllin, Koffein, Natriumsalze und Flohsamenschalen (Psyllium).
Ferner können pharmakodynamische Interaktionen vorkommen, vor allem mit gewissen Neuroleptika, Antidepressiva oder Antiepileptika, bei denen in Kombination mit Lithium die Gefahr einer Neurotoxizität steigt.

Kurzübersicht aus dem «Prescriber Update»: Drug Interactions with Lithium and Therapeutic Drug Monitoring

  • Gewichtszunahme unter Loratadin (Claritine® u.a.) bzw. Desloratadin (Aerius® u.a.)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 14. September 2017

Die WHO verfügt über etliche Fallberichte, in denen eine Appetit- und Gewichtszunahme unter Loratadin und Desloratadin beschrieben wird. Zum Teil ist ein positiver «Dechallenge» oder positiver «Rechallenge» dokumentiert. Wie der WHO-Bericht betont, waren nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder von diesem Problem betroffen. Die WHO wertet die Fallberichte als Signal, das bei der Verschreibung der beiden Antihistaminika berücksichtigt werden sollte.

Artikel aus dem «WHO Pharmaceuticals Newsletter»: Desloratadine, loratadine and weight increase in children

  • Orale Steroide bieten keine Hilfe bei akuten Atemwegsinfekten
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 11. September 2017

In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie wurde untersucht, ob sich der Verlauf einer akuten Infektion der unteren Atemwege durch eine 5-tägige Verabreichung von 40 mg Prednisolon beeinflussen lässt. Das Kollektiv bestand aus Leuten, die an akutem Husten und anderen bronchopulmonalen Symptomen litten und bei denen keine chronische Lungenkrankheit und kein Asthma bekannt waren. Wie sich zeigte, liess sich durch Prednisolon weder die Zeit verkürzen, die von mittelschwerem bis schwerem Husten begleitet war, noch der Schweregrad der Symptome vermindern, den man vom 2. bis zum 4. Studientag erfasst hatte.

Kurzform der Studie aus dem JAMA: Effect of Oral Prednisolone on Symptom Duration and Severity in Nonasthmatic Adults With Acute Lower Respiratory Tract Infection

  • Antidepressiva: Wird das Risiko von Leberschädigungen unterschätzt?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 4. September 2017

In einer italienischen Fall-Kontroll-Studie wurden Personen, die wegen einer Leberschädigung hospitalisiert worden waren, einer Vergleichspopulation gegenübergestellt, die sich nicht wegen einer Lebererkrankung im Spital befunden hatte. Wie sich zeigte, waren in der Fallgruppe signifikant häufiger Antidepressiva eingenommen worden als in der Kontrollgruppe, mit einer «Odds Ratio» von 1,84 (95% CI 1,02–3,32). Beteiligt waren jegliche Antidepressiva-Gruppen, wobei es sich mehrheitlich um selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) handelte. Neben den Antidepressiva waren aber in allen Fällen auch noch andere Medikamente verwendet worden, die als potentielle Hepatotoxine einzustufen sind.

Kurzform der Studie aus «Drug Safety»: Antidepressant-Induced Acute Liver Injury: A Case-€Control Study in an Italian Inpatient Population