• Chlortalidon (Hygroton®) verhütet Herzinsuffizienz viel besser als Doxazosin (Cardura®)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 30. April 2000

Seit rund 6 Jahren läuft die ALLHAT-Studie («Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to prevent Heart Attack Trial»). In dieser Studie wird bei über 40'000 Hypertoniekranken untersucht, in welchem Mass durch eine antihypertensive Behandlung koronare und andere kardiovaskuläre Folgekrankheiten vermindert werden können. Dabei werden vier verschiedene Substanzen geprüft: ein Diuretikum (Chlortalidon = Hygroton®), ein a-Blocker (Doxazosin), ein Kalziumantagonist (Amlodipin = Norvasc®) sowie ein ACE-Hemmer (Lisinopril = Prinil®, Zestril®). (Doxazosin wird im Supplementum 2/2000 des Schweizer Arzneimittelkompendiums unter dem Namen Cardura® CR als Neueinführung präsentiert.) Vor wenigen Tagen ist in der Zeitschrift JAMA der Bericht einer vorläufigen Analyse der ALLHAT-Studie erschienen. Aufgrund dieser Resultate hat man die Behandlung mit Doxazosin vorzeitig abgebrochen. Nach einer durchschnittlichen Behandlungszeit von knapp 3½ Jahren waren in der Doxazosin-Gruppe die Herzinfarkt-Rate und die Gesamtmortalität zwar gleich hoch wie in der Chlortalidon-Gruppe. Doch das relative Risiko für irgendein kardiovaskuläres Ereignis lag um 25% und für eine Herzinsuffizienz sogar um 100% höher als unter Chlortalidon. Bei der antihypertensiven Wirkung war nur ein geringer Unterschied aufgefallen, indem Chlortalidon den systolischen Blutdruck um 2 bis 3 mm Hg mehr senkte.

JAMA-Artikel im Original (Resultate der vorläufigen Analyse der ALLHAT-Studie): http://jama.ama-assn.org/issues/v283n15/full/joc00401.html

Begleitendes JAMA-Editorial:
http://jama.ama-assn.org/issues/v283n15/full/jed00026.html  

  • Hormonersatz: enttäuschende erste Resultate
  • Verfasst von: Etzel Gysling
  • Datum: 23. April 2000

Erste (noch durchaus vorläufige) Resultate der grossen prospektiven Studie zur postmenopausalen Hormonsubstitution - die Women's Health Initiative des amerikanischen National Heart, Lung & Blood Institute - sind enttäuschend, was die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen anbelangt. Die heute vorliegenden Daten zeigen, dass Frauen in den ersten zwei Jahren einer Hormonsubstitution mehr Herzinfarkte, Hirnschläge und Thrombosen hatten als solche, die nicht aktiv behandelt wurden (Vergleich mit Placebo). Das National Heart, Lung & Blood Institute hat die teilnehmenden Frauen informiert und sie aufgefordert, weiter an der Studie teilzunehmen - es wird gehofft, dass sich im weiteren Verlauf bessere Resultate ergeben.

Update "What you should know about hormones and cardiovascular health": http://www.nhlbi.nih.gov/whi/hrt-en.htm

Hintergrundinformation zur Studie (Women's Health Initiative"): http://www.nhlbi.nih.gov/whi/factsht.htm  

Siehe auch BDN #8: Koronarsklerose trotz Hormonsubstitution

  • Amlodipin (Norvasc®): Keine Reduktion der Mortalität bei Herzinsuffizienz
  • Verfasst von:
  • Datum: 16. April 2000

Die meisten Kalziumantagonisten wirken negativ inotrop und sollen bei Herzinsuffizienz nicht eingesetzt werden. Bei Amlodipin fehlt möglicherweise der negativ inotrope Effekt. 1996 erschienen die Resultate der PRAISE-Studie («Prospective Randomized Amlodipine Survival Evaluation»): in einer Untergruppe von Behandelten - Personen mit Herzinsuffizienz, die nicht durch eine koronare Herzkrankheit hervorgerufen war - lag die Mortalität unter Amlodipin tiefer als unter Placebo. Nun sind vor einem Monat bei der Jahresversammlung der amerikanischen Kardiologie-Gesellschaft («American College of Cardiology») die Ergebnisse der Nachfolgestudie PRAISE-2 präsentiert worden, die sich über 4 Jahre erstreckt hatte und bei der das Kollektiv grösser war. In dieser Untersuchung erhielten 1'652 Personen mit einer Herzinsuffizienz (NYHA III° oder IV°), die nicht Folge einer koronaren Herzkrankheit war, neben ihrer Therapie mit Diuretika, Digoxin und ACE-Hemmern zusätzlich entweder Amlodipin oder Placebo. Dabei ergab sich in bezug auf die Mortalität kein signifikanter Unterschied. Kombiniert man die Ergebisse der beiden PRAISE-Studien, kommt man ebenfalls zum Schluss, dass Amlodipin bei Herzinsuffizienz keinen Einfluss auf die Mortalität hat.

Zusammenfassung der PRAISE-2-Studie (kostenlose Anmeldung/Passwort nötig): http://www.medscape.com/medscape/cno/2000/ACC/Story.cfm?story_id=1141

«Abstract» der ersten PRAISE-Studie:
http://www.nejm.org/content/1996/0335/0015/1107.asp

  • Koronarsklerose schreitet trotz Hormon-Substitution weiter
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 7. April 2000

Mitte März 2000 wurden beim Jahreskongress der amerikanischen Kardiologie-Gesellschaft («American College of Cardiology») die Resultate der ERA-Studie vorgestellt («Estrogen Replacement and Atherosclerosis»): 309 Frauen mit koronarer Herzkrankheit hatten 3 Jahre lang entweder ein Östrogen-Präparat, eine Östrogen-Gestagen-Kombination oder Placebo eingenommen. Mit koronarangiografischen Daten wurde das Fortschreiten der Koronarsklerose festgehalten. Dabei fand man zwischen den Hormonen und Placebo keinen Unterschied. Schon die HERS-Studie («Heart and Estrogen/progestin Replacement Study»), vor 1½ Jahren publiziert, hatte gezeigt, dass eine Östrogen-Gestagen-Substitution die Häufigkeit von Herzinfarkten und kardialen Todesfällen bei vorbestender koronarer Herzkrankheit nicht zu senken vermag. Es wird allerdings darauf hingewiesen, dass sich beide Studien mit der Sekundärprävention befassten und die Daten nicht unbedingt auf herzgesunde Frauen übertragen werden können.

Zusammenfassung der ERA-Studie:
http://www.wfubmc.edu/cgi-bin/newsEdit2/viewNews.cgi?article=952971121&
Department=LeadingServicesHomePage

Zusammenfassung der HERS-Studie:
http://www.nhlbi.nih.gov/new/press/18-1998.htm

pharma-kritik-Artikel über Hormone nach der Menopause (nur mit pharma-kritik-Abonnement/Passwort zugänglich):
http://www.infomed.org/pharma-kritik/abo/pk05a-97.html