«Leichte» Zigaretten: kein geringeres Krebsrisisko

  • k -- Harris JE, Thun MJ, Mondul AM et al. Cigarette tar yields in relation to mortality from lung cancer in the cancer prevention study II prospective cohort, 1982-8. BMJ 2004 (10. Januar); 328: 72-9 [Link]
  • Zusammenfassung: Markus Häusermann
  • infomed screen Jahrgang 8 (2004) , Nummer 3
    Publikationsdatum: 1. März 2004
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Studienziele
Anhand einer gross angelegten Kohortenstudie wurde untersucht, ob Zigaretten mit geringerem Teerausstoss weniger Lungenkrebs verursachen als Zigaretten mit einem hohen Teergehalt.

Methoden
Im Rahmen der «Cancer Prevention Study II» der American Cancer Society wurden im Jahre 1982 364'239 Männer und 576'535 Frauen erfasst und über 6 Jahre beobachtet. Bei Eintritt wurde unter anderem gefragt, ob sie je Zigaretten geraucht hatten, wann sie aufgehört hatten und wenn nicht, welche Marke sie rauchten. Statistische Korrekturen wurden nach Alter, Ernährung, Beruf, Asbestexposition, Alter bei Beginn des Rauchens und Anzahl gerauchter Zigaretten pro Tag durchgeführt.

Ergebnisse
Bis 1988 waren aus der ursprünglichen Kohorte 2'622 Männer und 1'406 Frauen an Lungenkrebs gestorben. Mit «Ultraleicht»- oder «Leicht»-Zigaretten (0-7 mg bzw. 8-14 mg Teer) hatten die Raucherinnen und Raucher ein mindestens gleich hohes Risiko, an Lungenkrebs zu sterben wie mit mittelstarken Filterzigaretten (15-21 mg Teer). Mit filterlosen Zigaretten (über 22 mg Teer) war das Risiko hingegen noch höher («hazard ratio» 1,44). Je jünger dagegen jemand mit dem Rauchen aufgehört hatte, desto geringer war für diese Person das Risiko, später an Lungenkrebs zu sterben. Wenn sie das Rauchen vor dem Alter von 35 Jahren aufgegeben hatte, war ihr Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, gleich gering wie dasjenige von Personen, die nie geraucht hatten, nämlich rund 10mal niedriger als bei den aktiven Raucherinnen und Rauchern. Die Resultate waren bei Männern und Frauen identisch.

Schlussfolgerungen
Raucherinnen und Raucher haben unabhängig vom Teergehalt der Zigaretten ein viel höheres Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, als Personen, die mit dem Rauchen aufgehört oder nie geraucht haben. Ultraleichte und leichte Zigaretten verursachen gleich häufig Lungenkrebs wie mittelstarke. Lediglich mit den stärksten, filterlosen Zigaretten ist das Krebsrisiko noch höher. Der maschinell ermittelte, auf den Packungen deklarierte Teerausstoss ist offensichtlich kein Mass für das krebserzeugende Potenzial der Zigaretten.

Zusammengefasst von Markus Häusermann

Das Wechseln zu «leichteren» Zigaretten bietet also wegen kompensatorisch stärkerem Rauchen keinen Schutz, weshalb potentiell irreführende Produktebezeichnungen wie «mild» oder «light» international zunehmend untersagt werden. Raucher und Raucherinnen sollten über diese Zusammenhänge aufgeklärt werden, denn sie müssen wissen, dass nur das Aufhören ihr Risiko nachweisbar senkt.
Die in der Schweiz kaum mehr gerauchten Zigaretten mit den höchsten Teerwerten erhöhen jedoch das Lungenkrebsrisiko, und so erfordert die internationale Solidarität, dass für diese - trotz des Widerstands der Tabakindustrie - nicht nur der Verkauf in der Schweiz, sondern auch der Export verboten wird.

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«Leichte» Zigaretten: kein geringeres Krebsrisisko ( 2004)