Betablocker schützen die Leber bei portalem Hochdruck

  • r -- Villanueva C, Albillos A, Genescà J et al. ? blockers to prevent decompensation of cirrhosis in patients with clinically significant portal hypertension (PREDESCI): a randomised, double-blind, placebo-controlled, multicentre trial. Lancet. 2019 Apr [Link]
  • Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 16. Juli 2019
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Warum diese Studie?

Die Dekompensation einer Leberzirrhose (Aszites, Enzephalo­pathie oder gastroenterale Blutung) unter portalem Hoch­druck ist mit erhöhter Mortalität verbunden. Da bekanntlich Betablocker eine portale Hypertonie reduzieren und die Gefahr einer Blutung aus Ösophagusvarizen mindern, wurde hier in einer multizentrischen Doppelblindstudie untersucht, ob Betablocker durch die Senkung des portalen Druckes auch eine Dekompensa­tion der Leberzirrhose und/oder den Tod verhindern könnten. Eingeschlossen wurden Kranke mit Leberzirrhose und einem venösen Druckgradienten in der Leber von ≥10 mm Hg. Sie durften keine grossen Ösophagusvarizen aufweisen und noch nie eine Phase mit Dekompensation durchgemacht haben. Wer nach intravenöser Gabe von Propranolol bei der invasi­ven portalen Druckmessung eine Verbesserung des Druckes um 10% erreichte, erhielt Propranolol (Inderal® u.a.) oder Placebo. Non-Responder erhielten Carvedilol (Dilatrend® u.a.) oder Placebo; in früheren Studien hatte Carvedilol eine gute Senkung des portalen Hochdrucks gezeigt.

Was hat man gefunden?

Die Basisdaten der Teilnehmenden, die Betablocker und die Placebo erhielten, waren ähnlich. Die mediane Beobachtungsdauer betrug 37 Monate. 33 Personen erhielten Carvedilol, 67 Propranolol, 101 Placebo. 27% der Teilnehmenden unter Placebo erlitten eine Dekompensation oder starben, aber nur 16% der mit Betablockern Behandelten (Hazard Ratio 0,51 [95% CI 0,26-0,97]). Dieser positive Effekt war am aus­geprägtesten beim Vorliegen von kleinen Varizen bei Stu­dienbeginn und bei nicht-alkoholischer Leberzirrhose. Car­vedilol war wirksamer als Propranolol (HR gegenüber Pla­cebo 0,39 in der Carvedilol-Gruppe und 0,69 in der Propranolol-Gruppe). Betablocker reduzierten den portalen Druckgradient im Mittel um 11%.

Wie wird es gedeutet?

Nicht-selektive Betablocker senken bei kompensierter Leber­zirrhose mit erhöhtem portalem Druck das Risiko einer klini­schen. Die Zirrhose-bedingte Mortalität wird um rund 50% reduziert. Dies ist vor allem durch die verminderte Gefahr eines Aszites bedingt.

Screen-Kommentar

Betablocker-Studien doppelblind durchzuführen ist recht schwierig, aber bei den hier definierten harten Endpunkten auch nicht unbedingt nötig. Wichtiger wäre es wohl gewesen, nur einen Betablocker zu testen, obwohl die Studie sehr sorg­fältig durchgeführt und zurückhaltend interpretiert wurde. Das positive Resultat von Carvedilol darf wegen der kleinen Zahl der Teilnehmenden nicht überbewertet werden. Doch bis grössere Studien mit Carvedilol vorliegen, darf dieses Me­dikament wohl zur Prophylaxe der Leberdekompensation bei Leberzirrhose mit erhöhtem portalem Druck verwendet wer­den; die Nebenwirkungen sind gering.

Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi

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infomed-screen 23 -- No. 4
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Betablocker schützen die Leber bei portalem Hochdruck ( 2019)