Schützen Milchprodukte vor kardiovaskulären Ereignissen?

  • k -- Dehghan M, Mente A, Rangarajan S et al. Association of dairy intake with cardiovascular disease and mortality in 21 countries from five continents (PURE): a prospective cohort study. Lancet. 2018 Nov 24;392:2288-97 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • Kommentar: Paolo M. Suter
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 1
    Publikationsdatum: 21. Februar 2019
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Warum diese Studie?

Zur Verhütung kardiovaskulärer Erkrankungen wird empfoh­len, die Einnahme gesättigter Fettsäuren, die hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommen, zu beschränken und sie durch ungesättigte Fettsäuren zu ersetzen. In den letzten Jah­ren haben allerdings einige Studien eine schützende Wirkung von Milchprodukten gezeigt. Die grosse Ko­hortenstudie «PURE» (The Prospective Urban Rural Epide­mi­o­logy) wird in 21 Ländern durchgeführt (vgl. «Koch­salz und kardio­vas­ku­lä­res Risiko» in infomed-screen 6/2018). In der vorliegenden Auswertung wurde die Ein­nahme von Milch­pro­dukten bei 136'384 Teilnehmen­den pro­tokolliert und ihr Ein­fluss auf Mortalität und kardiovaskuläre Erkrankungen unter­sucht.

Was hat man gefunden?

Während der Beobachtungszeit von 9,1 Jahren traten 6796 Todesfälle und 5855 kardiovaskuläre Ereignisse auf. Bei einer täglichen Einnahme von mehr als zwei Porti­o­nen von Milch­produkten war das relative Risiko der folgen­den Ergebnisse im Vergleich mit Personen ohne Konsum von Milch­pro­duk­ten signifikant reduziert: Gesamtmortalität kom­biniert mit al­len klinisch bedeutsamen Herz-Kreislauf-Ereig­nissen auf 0,84 (95% CI 0,75-0,94); Gesamtmortalität allein auf 0,83 (0,72-0,96); nicht-kardiovaskuläre Mortalität auf 0,86 (95% CI 0,72-1,02); kardiovaskuläre Mortalität auf 0,77 (0,58-1,01); alle bedeutsamen kardiovaskulären Ereignisse auf 0,78 (0,67-0,90); Schlaganfälle auf 0,66 (0,53-0,82). Mehr als eine Por­tion Milch oder Joghurt täglich ergab eine sig­ni­fikante Verrin­gerung der Gesamtereignisse; Käse und But­ter führten zu kei­nen signifikanten Veränderungen.

Wie wird es gedeutet?

Höherer Konsum von Milchprodukten senkte in dieser Un­ter­suchung die Mortalität und die Häufigkeit von kardio­vas­ku­lären Ereignissen, insbesondere von Schlaganfällen - ein Wider­spruch zu aktuellen Ernährungsempfehlungen. Die Au­to­rin­nen und Autoren folgern, dass in Ländern mit niedri­gem bis mittlerem Einkommen, in denen viel weniger Milch­pro­duk­te konsumiert werden als in Nord­ame­rika und Eu­ropa, zumin­dest nicht davon abgeraten wer­den sollte.

Screen-Kommentar

Obwohl auch andere Studien Milchprodukten eine schüt­zen­de Wirkung vor kardiovaskulä­ren Ereignissen zu­schreiben, ist noch unklar, ob diese Er­gebnisse für unsere Ernährungs­gewohn­heiten zutreffen. Es be­steht noch kein Grund, die Emp­fehlungen bei uns zu ändern. Viele Stu­dien zeigen die Vorteile einer Mittelmeerdiät mit viel Gemüse, Früchten und ungesät­tigten Pflanzenölen. Milch und Milch­pro­dukte werden bei uns genügend konsu­miert und sind auch sinnvoll, z.B. für die Zu­fuhr von Kalzium und Proteinen. Zur Reduktion von gesättig­ten Fettsäuren und Kalorien scheinen aber fett­reduzierte Pro­dukte angebracht.

Zusammengefasst und kommentiert von Peter Koller

Standpunkte und Meinungen
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infomed-screen 23 -- No. 1
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Schützen Milchprodukte vor kardiovaskulären Ereignissen? ( 2019)