Hautinfektionen sind ein häufiges Problem in der Grundversorgung und können meistens ambulant behandelt werden. Hautabszesse werden meist inzidiert und drainiert. Ob zusätzlich noch eine antibiotische Behandlung durchgeführt werden soll und wenn ja, mit welchem Antibiotikum, ist insbesondere bei kleinen Abszessen unklar. In dieser grossen Doppelblindstudie wurden nach der Inzision und Drainage von kleineren Abszessen (maximal 5 cm Durchmesser bei Erwachsenen) bei Kindern und Erwachsenen die beiden Antibiotika Clindamycin (Dalacin® u.a.) und Cotrimoxazol (Bactrim® u.a.) mit Placebo verglichen. Die Antibiotika wurden während zehn Tagen verabreicht. Die Dosierung betrug dreimal täglich 300 mg Clindamycin, beziehungsweise zweimal täglich 800/160 mg Cotrimoxazol, Kinder erhielten eine entsprechend angepasste Dosis. Primärer Endpunkt war die klinische Heilung 7 bis 10 Tage nach Behandlungsabschluss, einen Monat später fand eine zweite Beurteilung hinsichtlich Heilung und Auftreten von Rezidiven statt.

Es konnten insgesamt 786 Personen untersucht werden, davon waren 505 Erwachsene und 281 Kinder. Bei 781 davon lagen die Resultate der Bakterien-Kultur vor, bei 527 konnte Staphylococcus aureus nachgewiesen werden (388 davon Methicillin-resistent), weitere häufig nachgewiesene Keime waren koagulase-negative Staphylokokken sowie verschiedene Arten von Streptokokken. Nach Behandlung mit Clindamycin waren zehn Tage nach Behandlungsabschluss 83% der untersuchten Personen geheilt, nach Cotrimoxazol 82% und nach Placebo 69%. Damit waren beide Antibiotika wirksamer als das Placebo, der Unterschied zwischen den beiden Antibiotika hingegen war statistisch nicht signifikant. Rückfälle nach einem Monat traten mit 7% nach Clindamycin am seltensten auf (gegenüber 14% nach Cotrimoxazol und 12% nach Placebo). Allerdings waren unter Clindamycin unerwünschte Arzneimittelwirkungen rund doppelt so häufig wie unter Cotrimoxazol oder Placebo.

Zusammengefasst und kommentiert von Peter Koller