Konjugierte Pneumokokkenimpfung auch bei Erwachsenen wirksam

  • r -- Bonten MJ, Huijts SM, Bolkenbaas M et al. Polysaccharide conjugate vaccine against pneumococcal pneumonia in adults. N Engl J Med 2015 (19. März); 372: 1114-25 [Link]
  • Zusammenfassung: Anne Witschi
  • infomed screen Jahrgang 19 (2015) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 30. Juli 2015
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Die Pneumokokkenimpfung mit einem konjugierten Poly­saccharid-Impfstoff beugt einer ausserhalb des Spitals erworbenen Lungenentzündung bei Kindern vor. Ob sie auch bei Erwachsenen wirkt, ist unklar. Bei Erwachsenen ist die Wirksamkeit des nicht-konjugierten Impfstoffs gegen invasive Pneumokokkeninfektionen, nicht aber gegen nicht-invasive Lungenentzündungen belegt. Ein spezifischer Test auf Pneumokokkenantigene im Urin ermöglichte, die Wirkung eines 13-valenten, konjugierten Pneumokokkenimpfstoffs (PCV13) zu erforschen. Für die Studie wurden von 2008 bis 2010 bisher nicht gegen Pneumokokken geimpfte Personen im Alter über 65 in 101 niederländischen Gesundheitszentren ausgewählt und randomisiert entweder mit PCV13 oder Placebo geimpft. Eine Untergruppe wurde zusätzlich zwei Jahre lang beobachtet, um allfällige Nebenwirkungen zu erfassen. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit von PCV13 zur Verhinderung einer ausserhalb des Spitals erworbenen Pneumonie zu untersuchen, deren erste Symptome frühestens zwei Wochen nach der Impfung auftraten, und die durch einen Impfserotypen verursacht wurde. Der Serotyp wurde durch einen positiven Antigentest im Urin identifiziert.

Insgesamt 84'496 Personen konnten in die Studie aufgenommen und durchschnittlich vier Jahre beobachtet werden. Von den gegen Pneumokokken geimpfte Personen erkrankten 49, und von denjenigen, welche Placebo erhalten hatte, 90 an einer Pneumonie, die durch einen Impfserotypen verursacht war. Davon wiesen 33 bzw. 60 eine nicht-invasive Pneumonie und 7 bzw. 28 einen invasiven Pneumokokkeninfekt auf. Die «Impfwirksamkeit», die als Prozentsatz verhinderter Pneumonien der geimpften Gruppe im Vergleich mit der Placebogruppe definiert ist, betrug 46% für (ausserhalb des Spitals erworbene) Pneumonien und 75% für invasive Pneumokkeneinfekte. Die Sterberate war insgesamt sehr gering und zu klein, um die Wirkung der Impfung zu beurteilen. Lokale Reaktionen an der Einstichstelle waren in der PCV13-Gruppe häufiger. Andere, meist leichte Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen gleich häufig. Analysen ausserhalb des Studienprotokolls ergaben zudem, dass die Pneumokokkenimpfung rasch wirkte und der Impfschutz zumindest während der Studiendauer von durchschnittlich vier Jahren nicht abnahm.

Die Zahlen in dieser Studie sind eindrücklich. 84'496 Personen mussten in die Studie aufgenommen werden, um statistische Aussagekraft zu erhalten. Eindrücklich ist auch die kurze Zeitperiode von zwei Jahren, über welche all diese Personen rekrutiert werden konnten. Auffällig niedrig ist zudem die Pneumonierate (0,2% mit dem Impf-Serotypen in der Placebogruppe) bei der doch älteren untersuchten Bevölkerungsgruppe. Das alles hat wohl mit dem hohen Lebensstandard und der Bereitschaft der niederländischen Bevölkerung, bei solchen Studien mitzumachen, zu tun. Wie die Studienverantwortlichen einräumen, sind die Resultate dieser Studie deshalb nicht unbedingt auf andere Regionen der Welt übertragbar. Von Interesse wäre auch der Effekt der Pneumokokkenimpfung auf die Pneumonie-assoziierte Mortalität, die wegen der sehr geringen Anzahl Todesfälle in dieser Studie nicht beurteilt werden konnte.

Zusammengefasst und kommentiert von Anne Witschi

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Konjugierte Pneumokokkenimpfung auch bei Erwachsenen wirksam ( 2015)