Kompressionsstrümpfe als Prophylaxe nutzlos?

  • r -- Kahn SR, Shapiro S, Wells PS et al. Compression stockings to prevent post-thrombotic syndrome: a randomised placebo-controlled trial. Lancet 2014 (8. März); 383: 880-8 [Link]
  • Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
  • infomed screen Jahrgang 18 (2014) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 12. August 2014
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Die Kompression mit elastischen Strümpfen zur Therapie des postthrombotischen Syndroms der Beine (PTS) ist etabliert, besonders bei bestehenden Ulcera cruris. Diese Therapie ist aber umständlich und nicht immer erfolgreich. Eine effektive Prävention des PTS nach einer durchgemachten tiefen Beinvenenthrombose wäre daher wichtig. Die Wirkung elastischer, graduierter Kompressionsstrümpfe ist nur in kleinen nicht-placebokontrollierten Studien untersucht worden.1 Daher führte eine kanadische Gruppe in den Jahren 2004 bis 2010 eine multizentrische placebokontrollierte Studie durch. Alle eingeschlossenen Personen wurden spätestens 14 Tage nach einer ersten nachgewiesenen, proximalen, tiefen Beinvenenthrombose randomisiert. 409 wurden mit elastischen Kompressions­strümpfen (Druck 30 bis 40 mm Hg) und 396 mit identischen Strümpfen mit höchstens 5 mm Hg Druck ausgestattet. Primärer Endpunkt war die kumulative Inzidenz eines PTS, das zwischen 6 und 24 Monaten nach Behandlungsbeginn diagnostiziert wurde.

Diesen Endpunkt erreichten nach 24 Monaten 14% der aktiven Gruppe und 13% der Placebo-Gruppe, ohne statistisch signifikanten Unterschied. Auch bei den sekundären Endpunkten fanden sich keine Unterschiede: Der «Villalta score» (Mass für Schwere für des PTS) war identisch; ipsilaterale Ulzera, ipsilaterale tiefe Beinvenenthrombose und thromboembolische Ereignisse traten in beiden Gruppen gleich häufig auf. Die Compliance für das Tragen der Strümpfe war in beiden Gruppen vergleichbar, nach zwei Jahren zogen noch 56% der Untersuchten während mehr als drei Tagen in der Woche die Strümpfe an.

Die Resultate überraschen. Da die Kompressionstherapie erfolgreich ist, erwartet man auch bei der Kompressionsprophylaxe ein positives Resultat. Doch dem ist nicht so. An der Studienanlage kann es kaum liegen, denn sowohl die Verblindung als auch deren Kontrolle waren vorbildlich. Zudem entsprachen die Resultate in der Kontrollgruppe (bezüglich «Villalta score») den Resultaten in den Kontrollgruppen der früheren, kleineren, nicht-placebokontrollierten Studien («historische Kontrollen»), welche positive Resultate für die Kompression erbracht hatten.(1) Damit entfällt auch der Einwand, dass vielleicht selbst ein geringer Druck (5 mm Hg) zur Prävention genügen würde. Patientinnen und Patienten werden froh sein, nicht mehr mühselig Strümpfe anziehen zu müssen, aber wie das PTS verhindert werden kann, weiss man nun leider immer noch nicht.

Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi

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Kompressionsstrümpfe als Prophylaxe nutzlos? ( 2014)