D-Dimer-Grenzwert im Alter höher setzen?

  • k -- Schouten HJ, Koek HL, Oudega R et al. Validation of two age dependent D-dimer cut-off values for exclusion of deep vein thrombosis in suspected elderly patients in primary care: retrospective, cross sectional, diagnostic analysis. BMJ 2012 (6. Juni); [Link]
  • Zusammenfassung: Peter Ritzmann
  • infomed screen Jahrgang 16 (2012) , Nummer 5
    Publikationsdatum: 4. Oktober 2012
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Die Bestimmung der D-Dimere kann bei einer niedrigen Vortestwahrscheinlichkeit helfen, das Vorliegen einer tiefen Beinvenenthrombose auszuschliessen. Der in der Regel verwendete Grenzwert von 0,5 mg/L wurde relativ tief angesetzt, um eine möglichst hohe Sensitivität und damit einen möglichst zuverlässigen Ausschluss einer Thrombose zu ermöglichen. Mit zunehmendem Alter steigen allerdings die D-Dimer-Werte in der Bevölkerung an, damit sind bei gleichem Grenzwert im höheren Alter häufiger falsch positive Ergebnisse zu erwarten. Mit einer retrospektiven Auswertung der Daten einer in niederländischen Allgemeinpraxen durchgeführten Studie wurde untersucht, wie ein altersadaptierter Grenzwert in der Praxis funktionieren würde. Zwei unterschiedliche Anpassungen des D-Dimer-Grenzwertes wurden untersucht: entweder wurde der Grenzwert bei einem Alter über 60 auf 0,75 mg/L festgelegt oder es wurde ab einem Alter von 50 ein altersabhängiger Grenzwert errechnet nach der Formel «Alter in Jahren mal 0,01 mg/L» (also z.B. für Alter 77 ein Grenzwert von 0,77 mg/L). 

Von den 1'374 Untersuchten wurde bei 20% eine Thrombose diagnostiziert und bei 47% war klinisch die Diagnose unwahrscheinlich. Bei Verwendung des üblichen D-Dimer-Grenzwertes von 0,5 mg/L wurden von letzteren 42% «richtig negativ» getestet, zwei Fälle mit wahrscheinlicher Thrombose wurden verpasst («falsch negativ»). Mit der Anpassung des D-Dimer-Grenzwertes liessen sich jeweils gut 5% mehr Resultate als «richtig negativ» einstufen. Beim variablen Grenzwert wurde eine zusätzliche Person mit wahrscheinlicher Thrombose «falsch negativ» getestet, bei fixen Grenzwert keine.

Die Bestimmung der D-Dimere hat in der Praxis eine gewisse Berechtigung. Die Probleme sind aber vielfältig (geringe Spezifität aber auch gelegentlich falsch negative Resultate) und verlangen von den Anwendenden bei der Interpretation einiges Vorwissen. Zu diesem Vorwissen gehört auch, dass der Grenzwert von 0,5 mg/L arbiträr festgelegt werden musste und dass im höheren Alter häufiger falsch positive Resultate zu erwarten sind. Eine quantitative D-Dimer-Bestimmung (die heute auch im Praxislabor möglich ist) bringt deshalb mehr Information als ein einfacher Positiv-Negativ-Test. 
Die Resultate der aktuellen Auswertung deuten darauf hin, dass im Alter über 70 ein Grenzwert von 0,75 mg/L wegen einer höheren Spezifität vorteilhaft ist. Allerdings sind diese retrospektiv gewonnenen Erkenntnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Wichtiger als das Alter ist für die Interpretation einer D-Dimer-Bestimmung die seriöse Abschätzung der Vortest-Wahrscheinlichkeit, bevor der Test angeordnet wird!

Zusammengefasst von Peter Ritzmann

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infomed-screen 16 -- No. 5
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D-Dimer-Grenzwert im Alter höher setzen? ( 2012)