Antidepressiva bei Demenzkranken wenig hilfreich

  • r -- Banerjee S, Hellier J, Dewey M et al. Sertraline or mirtazapine for depression in dementia (HTA-SADD): a randomised, multicentre, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2011 (30. Juli); 378: 403-11 [Link]
  • Zusammenfassung: Peter Ritzmann
  • infomed screen Jahrgang 15 (2011) , Nummer 6
    Publikationsdatum: 1. Dezember 2011
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Depressive Störungen sind bei Demenzkranken häufig und haben zudem einen negativen Einfluss auf die bereits eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen. Antidepressiva werden deshalb häufig bei Demenzkranken mit einer depressiven Störung eingesetzt, ihr Nutzen ist aber nicht klar belegt. In dieser randomisierten Studie aus England wurden 326 Demenzkranke mit einer wahrscheinlichen oder möglichen Alzheimerkrankheit und einer Depression untersucht. Sie erhielten nach dem Zufall Placebo, Sertralin (Zoloft® u.a.; Zieldosis 150 mg täglich) oder Mirtazapin (Remeron® u.a.; Zieldosis 45 mg).

Über die Beobachtungsdauer von 13 Wochen fand sich bezüglich des primären Endpunktes, der Veränderung der depressiven Symptome, kein signifikanter Unterschied, weder zwischen den Gruppen mit Antidepressiva und Placebo noch zwischen den beiden Antidepressiva. Unerwünschte Wirkungen waren insgesamt häufiger unter den aktiven Substanzen, wobei vor allem Nausea unter Sertralin und Sedation unter Mirtazapin häufiger beobachtet wurden.

Der Wirkungsnachweis von Antidepressiva in kontrollierten Studien ist generell nicht über jeden Zweifel erhaben. In der Praxis sieht das aber etwas anders aus, Antidepressiva scheinen doch einem grossen Teil der Behandelten zu helfen. Dass diese Studie, die von den Studienverantwortlichen als die grösste zur Wirksamkeit von Antidepressiva bei Demenzkranken bezeichnet wird, keinen Nutzen von Antidepressiva nachweisen kann, kann daran liegen, dass diese bei dieser Personengruppe unwirksam sind. Es kann aber auch daran liegen, dass antidepressive Wirkungen allgemein schwierig nachzuweisen sind und dies bei kognitiver Einschränkung in besonderem Mass gilt. Das Resultat gibt aber schon zu denken und die Forderung der Studienverantwortlichen, den routinemässigen Einsatz der untersuchten Antidepressiva bei Demenzkranken mit depressiven Symptomen in Frage zu stellen, ist sicher berechtigt.

Zusammengefasst von Peter Ritzmann

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infomed-screen 15 -- No. 6
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Antidepressiva bei Demenzkranken wenig hilfreich ( 2011)