Diabetes: Füsse pflegen!
- f -- Lavery LA, Armstrong DG, Vela SA et al. Practical criteria for screening patients at high risk for diabetic foot ulceration. Arch Intern Med 1998 (26. Januar); 158: 157-6 [Link]
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- infomed screen Jahrgang 2 (1998)
, Nummer 3
Datum der Ausgabe: März 1998
Studienziele
Fussulzera sind bei Diabeteskranken der Hauptrisikofaktor für eine Amputation der unteren Extremität. Es bestehen Hinweise, wonach bei optimaler Betreuung 40-85% der Amputationen verhindert werden könnten. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, welche klinischen Kriterien das Ulkusrisiko abschätzen lassen.
Methoden
76 Diabeteskranke mit Fussulzera wurden einer altersangeglichenen Gruppe von 149 Kontrollen gegenübergestellt. Letztere hatten weder aktuell noch anamnestisch ulzeröse Fussveränderungen. Sowohl die Personen mit Ulzera als auch die Kontrollen mussten folgenden Einschlusskriterien genügen: Diabetes mellitus; medizinische und ophthalmologische Unter-suchungen, die nicht länger als 3 Monate zurückliegen durften; Laboruntersuchungen (HbA1c, Urinanalyse, Serumkreatinin und Harnstoff) im gleichen Zeitraum; Alter zwischen 18 und 80.
Ergebnisse
Personen mit folgenden Risiken waren besonders ulkusgefährdet: erhöhte Schwelle der Vibrationswahrnehmung (Mass für Schmerzempfindung), Fussdeformitäten, Amputationsanamnese. Diabeteskranke, die alle diese drei Merkmale aufwiesen, hatten weitaus das höchste Risiko eines diabetischen Ulkus. Ein erhöhtes Risiko hatten ausserdem Personen mit deutlich erhöhten plantaren Druckwerten, langer Diabetesdauer (über 10 Jahre), unbefriedigend eingestelltem Diabetes, anderen Neuropathiesymptomen sowie allgemein die Männer. Andere Faktoren wie z.B. eine Retinopathie, Übergewicht oder Nikotinabusus zeigten bei der multivariaten Analyse keinen signifikanten Zusammenhang mit Ulzera.
Schlussfolgerungen
Neuropathiebedingte Sensibilitätsstörungen und Fussdeformitäten gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren für diabetische Fussulzera. Diese Studie zeigt, dass diese Risiken mit wenigen fokussierten Fragen, einer sorgfältigen Fussinspektion und der Prüfung der Schmerzempfindung am Fuss einfach und kostengünstig erkannt werden können.
Nicht nur an die Diabeteseinstellung denken – auch an die Füsse! Und dies, bevor die Katastrophe passiert (malum perforans, Verletzung, Infekt, Gangrän). Unproblematische Füsse von Diabetikern sollten mindestens einmal pro Jahr, gefährdete Füsse alle paar Wochen kontrolliert werden. Die Beurteilung des Risikos ist mit einfachen Mitteln möglich. Der Patient muss über das potentielle Risiko aufgeklärt werden («es tut nicht weh!» – weil eine Neuropathie vorliegt!). Für «einfache» Füsse genügt eine Fusspflegeinstruktion (Merkblatt z.B. von regionalen Diabetesgesellschaften). Problematische Füsse mit hohem Risiko brauchen zusätzlich meist eine regelmässige Behandlung durch die Podologin/den Podologen (in der Schweiz keine Pflichtleistung der Krankenkassen gemäss KVG) und eventuell eine (präventive) orthopädische Schuhversorgung.
Klaus Baumann
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