Weniger Verletzte und Tote dank Tempo 30

  • a -- Grundy C, Steinbach R, Edwards P et al. Effect of 20 mph traffic speed zones on road injuries in London, 1986-2006: controlled interrupted time series analysis. BMJ 2009 (10. Dezember); 339: b4469 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • Kommentar: Felix Walz
  • infomed screen Jahrgang 14 (2010) , Nummer 2
    Publikationsdatum: 1. März 2010
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Studienziele
Diese Beobachtungsstudie sollte den Einfluss von verkehrsberuhigten Zonen mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 Meilen pro Stunde (20mph-Zonen) – was ungefähr 32 km pro Stunde entspricht – auf die Zahl von Verkehrsunfällen und auf die dadurch bedingten Verletzungen und Todesfälle aufzeigen.

Methoden
Die Analyse beruht auf Polizeidaten zu Unfällen mit Verletzungsfolgen aus London für die Jahre 1986 bis 2006. Es wurde zwischen schweren und leichten Verletzungen unterschieden. Letztere umfassten alle Personen, die hospitalisiert werden mussten und verschiedene, schwerere Krankheitsbilder aufwiesen wie z.B. Frakturen oder innere Verletzungen, auch wenn sie ambulant behandelt werden konnten. Ein Unfall wurde als tödlich klassifiziert, wenn eine verletzte Person innerhalb von 30 Tagen nach dem Unfall starb. Mittels eines geografischen Informationssystems wurden die Unfalldaten den verschiedenen Strassenabschnitten zugeordnet. Dabei waren vor allem neu geschaffene 20mph-Zonen, sowie die daran angrenzenden Strassenabschnitte von Interesse.

Ergebnisse
Insgesamt war über all die 20 Jahre eine stetige Abnahme von Verkehrsunfällen und von dadurch bedingten Verletzungen und Todesfällen zu verzeichnen. Diese fiel in den letzten Jahren eher etwas stärker aus. Im gleichen Zeitraum nahmen Anzahl und Länge von 20mph-Zonen deutlich zu. Innerhalb neu geschaffener 20mph-Zonen war ein zusätzlicher Rückgang von Unfällen mit Verletzungsfolgen um gesamthaft 42% (95% CI 36-48%) festzustellen. Die Anzahl von Kindern bis zum Alter von 15 Jahren, welche schwer verletzt oder getötet wurden, halbierte sich sogar. Verletzungen von Personen, die zu Fuss unterwegs waren, reduzierten sich um ein Drittel. Auch hier war der Nutzen bei Kindern – insbesondere bei denjenigen unter 11 Jahren – noch deutlicher.

Schlussfolgerungen
Verkehrsberuhigte Zonen mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 Meilen pro Stunde (32 km/h) stellen eine äusserst wirksame Massnahme dar, um die Zahl von Verletzten und Toten durch Verkehrsunfälle in Wohngebieten zu senken.

Zusammengefasst durch Felix Tapernoux

In London wurden zwischen 1991 und 2007 fast 400 20mph-Zonen eingerichtet. Der Nutzen dieser Massnahme wird anhand der hier vorliegenden Daten zu den Verkehrsunfällen von 1986 bis 2006 belegt. Nach Korrektur für mögliche Störgrössen ergab sich eine Reduktion der Anzahl Verletzten um 42%, diese betraf vor allem jüngere Kinder sowie schwer oder tödlich Verletzte.

Auch in den an die 20mph-Zonen angrenzenden Strassen zeigte sich eine Reduktion der unfallbedingten Verletzungen um 8%. Es erfolgte also ein günstiger «spillover » Effekt, und somit keine kompensatorisch höhere Gefährdung in den angrenzenden Nicht-20mph- Zonen, wie teilweise befürchtet wird.

Einige Einwände gegen Tempo 30-Zonen wurden somit einmal mehr entkräftet. Es wäre zudem wichtig, solche verkehrsberuhigenden Massnahmen auch auf Strassen mit hoher Gefährdung – also nicht nur in Quartierstrassen – einzuführen.

Felix Walz

Standpunkte und Meinungen
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Weniger Verletzte und Tote dank Tempo 30 ( 2010)