Blutdruck im Winter höher als im Sommer!
- a -- Alpérovitch A, Lacombe JM, Hanon O et al. Relationship between blood pressure and outdoor temperature in a large sample of elderly individuals. The Three- City study. Arch Intern Med 2009 (12. Januar) 169: 75-80 [Link]
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 13 (2009)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 1. März 2009 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Atmosphärische Einflüsse auf die Gesundheit in Zeiten des Klimawandels sind interessant und «Wetterfühligkeit» ist ein beliebtes Gesprächsthema. Dokumentierte Einflüsse klimatischer Parameter auf biologische Variablen oder auf Krankheiten sind jedoch selten. Der Blutdruck eignet sich gut, um solche Einflüsse zu studieren, da er repetititiv genau und einfach zu messen und als Risikofaktor für kardiovaskuläre Krankheiten von grosser Bedeutung ist. In Frankreich wurde 1999 in drei Städten (Bordeaux, Montpellier und Dijon) eine Studie an mindestens 65-jährigen Teilnehmenden gestartet, um den Zusammenhang von Demenz und vaskulären Erkrankungen zu untersuchen. Dabei wurde an 8’801 Personen in vierteljährlichen Abständen auch standardisiert der Blutdruck gemessen. Diese Messungen konnten mit den Aussentemperaturen und dem Luftdruck kombiniert werden, die zum Zeitpunkt der Messungen geherrscht hatten.
Eine Abhängigkeit vom Luftruck fand sich nicht. Hingegen waren die Blutdruckwerte im Sommer im Durchschnitt niedriger als im Winter (systolisch 144 gegenüber 149 mm Hg). Der Unterschied von den Werten in der niedrigsten Temperaturklasse (unter 7,9°C) gegenüber der höchsten (über 21,2°C) betrug 8 mm Hg. Am deutlichsten war der Unterschied bei Teilnehmenden mit einem BMI von mehr als 30: da betrug er 14 mm Hg. Auch bei über 80-Jährigen war der Unterschied ausgeprägter. Gleiche Ergebnisse ergab infomed-screen / März/April 2009 Für den persönlichen Gebrauch - Kopieren nicht gestattet 13 die Analyse der individuellen Werte: so war der Blutdruck bei Folgemessungen fast 10 mmHg niedriger, wenn die Aussentemperatur 15°C höher war! Eine von 10 Personen über 65 Jahren, die im Sommer normoton sind, haben im Winter hypertone Blutdruckwerte (quasi eine «NNT» des Winters!).
Es ist schwierig in dieser Studie ein Haar in der Suppe zu finden, sie scheint sehr gut geplant und durchgeführt worden zu sein. Um so mehr erstaunen die Resultate. Der Unterschied zwischen Sommer- und Winterwerten ist zum Teil grösser als die Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln. Auch haben im Winter von den über 65-Jährigen 20% mehr eine therapiebedürftige Hypertonie als im Sommer. Die sich aus dieser Studie ergebenden Schlussfolgerungen sind nicht klar. Sicher sollten Blutdruckwerte immer zur gleichen Jahreszeit kontrolliert werden und im Sommer sind die Blutdruckmittel eventuell zu adaptieren, da vermehrt Hypotonien auftreten könnten. Ob aber allen über 65-Jährigen zu empfehlen ist, den Winter in Spanien zu verbringen oder nur jedem Zehnten, ist nach wie vor nicht entschieden.
Zusammengefasst von Renato L. Galeazzi
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