Bei Vorhofflimmern wird zu selten antikoaguliert

  • a -- Stafford RS, Singer DE. National patterns of warfarin use in atrial fibrillation. Arch Intern Med 1996 (9./23. Dezember); 156: 2537-41
  • Kommentar: Etzel Gysling
  • infomed screen Jahrgang 1 (1997) , Nummer 2
    Publikationsdatum: 1. Februar 1997
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Studienziele

Etwa 4% der Leute über 60 leiden an einem Vorhofflimmern und sind deshalb einem erhöhten Schlaganfallrisiko ausgesetzt. Mehrere kontrollierte Studien haben gezeigt, dass bei diesen Personen das Risiko eines ischämischen Insults mit oralen Antikoagulantien um etwa zwei Drittel gesenkt werden kann. Es wurde untersucht, ob in den USA die orale Antikoagulation bei Vorhofflimmern tatsächlich eingesetzt wird.

Methoden

Die in dieser Studie verwendeten Daten stammen aus Erhebungen, die zwischen 1980 und 1993 in etwa 1500 nach dem Zufall ausgewählten Arztpraxen in verschiedenen Regionen der USA durchgeführt wurden. Insgesamt wurden 1062 Konsultationen von Personen mit chronischem Vorhofflimmern ausgewertet. Untersucht wurde, ob diese Personen orale Antikoagulantien erhielten. Ausserdem wurde nach Zusammenhängen zwischen Antikoagulation und Alter, Geschlecht und Wohnort der Patientinnen und Patienten sowie der Fachrichtung ihrer Ärzte gesucht.

Ergebnisse

Während 1980/81 nur 7% der hier erfassten Personen mit Vorhofflimmern unter Antikoagulantien standen, waren es 1992/93 32%. Diese Steigerung liess sich in allen Altersgruppen und bei Frauen und Männern gleichermassen beobachten. Seit Ende der 80er Jahre konnte jeweils nach Publikation von relevanten Studien eine Zunahme der Antikoagulation gezeigt werden. In den Jahren 1992/93 wurden folgende Unterschiede gefunden: Alte Leute (über 80) wurden viel seltener (19%) antikoaguliert als jüngere (36%). Bei Allgemeininternisten wurden 40%, bei Kardiologen 34% und bei Allgemeinmedizinern nur 15% der Personen mit Vorhofflimmern antikoaguliert. Frauen und Männer wurden gleich häufig antikoaguliert.

Schlussfolgerungen

Obwohl Personen mit Vorhofflimmern heute weit häufiger antikoaguliert werden als früher, wird diese kosteneffiziente Behandlung immer noch zu selten angewendet. Ausgerechnet alte Leute, die am meisten von einer Antikoagulation profitieren würden, erhalten die Behandlung signifikant weniger häufig.

Da bei den beteiligten Ärzten jeweils nur die Konsultationen einer einzigen Woche pro Jahr erfasst wurde, ist das hier präsentierte Zahlenmaterial eher bescheiden. Dennoch bezweifle ich, dass eine grössere Erhebung in der Schweiz bessere Resultate ergäbe. Es gibt nur wenig echte Kontraindikationen einer oralen Antikoagulation. Wir sollten uns sicher darum bemühen, diese nützliche und verhältnismässig kostengünstige Therapie konsequenter einzusetzen.

Etzel Gysling

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Bei Vorhofflimmern wird zu selten antikoaguliert ( 1997)