Karotisgeräusche helfen bei der kardiovaskulären Risikoabschätzung

  • m -- Pickett CA, Jackson JL, Hemann BA et al. Carotid bruits as a prognostic indicator of cardiovascular death and myocardial infarction: a meta-analysis. Lancet 2008 (10. Mai); 371: 1587-94 [Link]
  • Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
  • infomed screen Jahrgang 12 (2008) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 1. Juli 2008
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Der prognostische Wert der Karotisauskultation für die Vorhersage eines Hirnschlages ist umstritten, aber sicher nicht sehr hoch. Da jedoch die Arteriosklerose eine generalisierte Erkrankung ist, könnte eine durch ein auskultierbares Geräusch nachgewiesene Sklerose ein diagnostischer Hinweis auf eine allgemeine Gefässerkrankung sein. Ein klarer Zusammenhang zwischen Karotisgeräusch und Myokardinfarkt oder kardiovaskulärem Tod könnte bei der Risikoabschätzung und bei der Patientenbetreuung helfen. Für die vorliegende Meta-Analyse wurden 22 Artikel gefunden, welche der Frage dieses Zusammenhangs bei über 60-jährigen, asymptomatischen Personen nachgegangen sind. Die Studien wurden in Bezug auf die Qualität und das mögliche Vorhandensein von Verzerrungen bewertet und die Resultate meta-analytisch frisch ausgewertet.

Obwohl die Studien sehr heterogen und von unterschiedlicher Qualität waren, blieben sich die Resultate in den Auswertungen gleich, ob nur solche mit hoher Qualität, nur solche mit direkten Vergleichsgruppen, oder alle eingeschlossen wurden. Das Vorhandensein eines Karotisgeräusches ist sowohl mit einer doppelt so hohen Myokardinfarktrate (3,7 gegenüber 1,9 Ereignissen pro Jahr) als auch mit einer doppelt so hohen kardiovaskulären Mortalität assoziiert (2,9 gegenüber 1,1 Ereignissen pro Jahr). Rückschlüsse, ob ein Karotisgeräusch als ein unabhängiger, zusätzlicher Risikofaktor anzusehen sei, konnten nicht gezogen werden.

Wenn bei einer über 60-jährigen, asymptomatischen Person im Rahmen einer körperlichen Untersuchung ein Geräusch über einer Karotis gehört wird, muss nicht gleich eine neurovaskuläre Untersuchung angeschlossen werden. Hingegen wird es sich lohnen, den Patienten oder die Patientin auf andere vaskuläre, periphere und koronare Erkrankungen zu untersuchen und behandelbare kardiovaskuläre Risikofaktoren zu suchen. Auch die Beratung bezüglich Verhalten dürfte sich intensivieren. Ein Karotisgeräusch ist einfach zu diagnostizieren und hilft bei einer gezielten, und individualisierten Betreuung.

 
Zusammengefasst von Renato L. Galeazzi ______________________________________________

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infomed-screen 12 -- No. 4
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Karotisgeräusche helfen bei der kardiovaskulären Risikoabschätzung ( 2008)