Cannabiskonsum und psychische Störungen
- m -- Moore TH, Zammit S, Lingford-Hughes A et al. Cannabis use and risk of psychotic or affective mental health outcomes: a systematic review. Lancet 2007 (28. Juli); 28; 370: 319-28 [Link]
- Zusammenfassung: Peter Ritzmann
- infomed screen Jahrgang 11 (2007)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 1. November 2007 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychischen Störungen (insbesondere schizophrenen und affektiven Störungen) ist wissenschaftlich wie gesellschaftspolitisch umstritten. In einer systematischen Übersicht wurden hier die Resultate von 35 Studien zusammengetragen, in denen ein solcher Zusammenhang in einer longitudinalen und bevölkerungsbasierten Form untersucht wurde.
Personen, die mindestens einmal Cannabis konsumiert hatten, wiesen ein höheres Risiko als Abstinente auf, später eine psychotische Störung zu bekommen (7 Studien, gepoolte, korrigierte «odds ratio» 1,41, 95%-CI 1,20 bis 1,65). Für Personen, die häufig Cannabis konsumierten, war das Risiko noch höher (OR 2,09, 95%-CI 1,54 bis 2,84). Für Depressionen, Suizidalität und Angststörungen fanden sich tendenziell ähnliche Verhältnisse. Allerdings waren die Unterschiede höchstens teilweise statistisch signifikant. Bei allen untersuchten Störungen liessen sich wesentliche Verzerrungen durch andere Faktoren nachweisen, die bei der Analyse dann korrigiert wurden.
Die Studienverantwortlichen ziehen den Schluss, dass mit dieser systematischen Übersicht die Erhöhung des Risikos für eine psychotische Störung durch Cannabiskonsum genügend belegt sei. In die gleiche Richtung geht eine in den Schweizer Medien im Sommer 2007 wiederholt zitierte Zürcher Studie. Diese hatte eine Zunahme der Ersthospitalisationen wegen einer Schizophrenie in der zweiten Hälfte der 90-er Jahre bei der jüngsten Altersgruppe beobachtet und diese in Zusammenhang mit der Zunahme des Cannabiskonsums gestellt.1 Trotzdem bleibt die Frage unter Fachleuten höchst umstritten: Verzerrungen in Beobachtungsstudien können nur korrigiert werden, wenn sie bekannt sind. Unbekannte Störfaktoren könnten somit immer noch einen kausalen Zusammenhang vorgetäuscht haben, der in Wirklichkeit nicht existiert. Das geben auch die Studienverantwortlichen zu.
Zusammengefasst von Peter Ritzmann
1 Ajdacic-Gross V, Lauber C, Warnke I et al. Changing incidence of psychotic disorders among the young in Zurich. Schizophr Res 2007 (September); 95: 9-18
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