Grippe-Impfung des Personals schützt Leute im Pflegeheim

  • r -- Hayward AC, Harling R, Wetten S et al. Effectiveness of an influenza vaccine programme for care home staff to prevent death, morbidity, and health service use among residents: cluster randomised controlled trial. BMJ 2006 (16. Dezember); 333: 1241- [Link]
  • Zusammenfassung: Nicole Bender
  • Kommentar: Manuel Battegay
  • infomed screen Jahrgang 11 (2007) , Nummer 2
    Publikationsdatum: 1. März 2007
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Studienziele
Die Grippe ist eine wichtige Ursache für Erkrankungen und Todesfälle bei älteren Menschen. In der vorliegenden randomisierten Studie wurde untersucht, welchen Einfluss ein Grippe-Impfangebot an das Personal von Pflegeheimen auf die Gesundheit der Heimbewohnerinnen und -bewohner hat.

Methoden
Während der Wintermonate der Jahre 2003/04 und 2004/05 wurden 44 Pflegeheime in England paarweise nach dem Zufallsprinzip entweder einer Interventions- oder einer Kontrollgruppe zugeteilt. In den Heimen der Interventionsgruppe wur de dem Personal eine Grippe-Impfung angeboten, in denjenigen der Kontrollgruppe nicht. Der primäre Endpunkt der Studie war die Gesamtmortalität der Heimbewohnerinnen und -bewohner. Weiter wurden die Anzahl Grippe-ähnlicher Erkrankungen, Spitalzuweisungen und Arztbesuche untersucht.

Ergebnisse
Die Heimbewohnerinnen und -bewohner hatten ein Durchschnittsalter von 83 Jahren, rund 70% waren Frauen. Zwischen 70% und 78% waren gegen die Grippe geimpft. 2003/04 wurden 48% des Vollzeit arbeitenden Personals in der Interventionsgruppe geimpft, im Vergleich zu 6% in der Kontrollgruppe. 2004/05 waren es 43% gegenüber 4%. Während den Grippeperioden des ersten Winters wurden in Heimen der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant weniger Todesfälle (11% gegenüber 15%), grippe-ähnliche Erkrankungen (11% gegenüber 23%) sowie Spitaleinweisungen (0,3% gegenüber 1,7%) und Konsultationen wegen Grippe-ähnlicher Erkrankung (10% gegenüber 19%) festgestellt. Während des zweiten Winters gab es keinen signifikanten Unterschied, die Grippe-Aktivität war in diesem Winter allerdings tief. In grippefreien Zeiträumen fanden sich keine relevanten Unterschiede.

Schlussfolgerungen
Die Studie zeigte, dass eine Grippe-Impfung des Personals von Pflegeheimen die Zahl der Todesfälle und der Grippeerkrankungen bei den betreuten Personen reduzieren kann, auch wenn von diesen selber ein grosser Teil bereits geimpft ist. Die Studienverantwortlichen unterstützen die Empfehlung, das Personal von Pflegeheimen gegen die Grippe zu impfen.

Zusammengefasst von Nicole Bender

Die Studie zeigt eindrücklich, welche Konsequenzen es für betreute Personen haben kann, wenn sich das Medizinalpersonal nicht gegen Grippe impfen lässt. Häufig ist man sich im Kontakt zu Erkrankten viel zu wenig bewusst, dass mit einer Impfung nicht nur ein Eigenschutz vorhanden ist, sondern dass diese Infektion viel weniger an Betreute weitergegeben wird. So sind Patientinnen und Patienten je nach Impfrate des Medizinalpersonals indirekt geschützt (Herdimmunität). Die Studie ist wertvoll, da eine Bestätigung von früheren Resultaten unter unterschiedlichen Begleitumständen sichtbar ist (z.B. wurde trotz recht hoher Impfrate bei den Betreuten eine Mortalitätsreduktion durch eine hohe Impfrate beim Personal erreicht). Die durchgehende Influenzaimpfung des Personals könnte auch in Akutspitälern, wo mitunter schwer Immunkompromittierte, z.B. an Tumoren oder Leukämie Erkrankte sowie betagte Personen betreut werden, eine vergleichbare Wirkung haben.

Manuel Battegay

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Grippe-Impfung des Personals schützt Leute im Pflegeheim ( 2007)