Generikaförderung spart über 10% der Medikamentenkosten

  • a -- Haas JS, Phillips KA, Gerstenberger EP et al. Potential savings from substituting generic drugs for brand-name drugs: medical expenditure panel survey, 1997- 2000. Ann Intern Med 2005 (7. Juni); 142: 891-7 [Link]
  • Zusammenfassung: Urspeter Masche
  • Kommentar: Reto Guetg
  • infomed screen Jahrgang 9 (2005) , Nummer 8
    Publikationsdatum: 1. August 2005
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Studienziele
Die Ausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente steigen kontinuierlich, in den USA beispielsweise um mehr als 10% pro Jahr. In dieser Studie wurde deshalb untersucht, was sich einsparen liesse, wenn anstelle von Originalpräparaten Generika bevorzugt würden.

Methoden
Als Datenquelle dienten amerikanische Haushalte, die man im Rahmen eines nationalen Gesundheitserfassungsprogramms befragt hatte und in denen alle darin lebenden Personen demographische Informationen geliefert und sich zu Gesundheitszustand und Inanspruchnahme des Gesundheitssystems geäussert hatten. So wurde auch erfasst, welche Medikamente benötigt worden waren und welche Apotheken involviert gewesen waren. Damit liess sich für jedes einzelne Medikament bzw. jede Verabreichungsform ermitteln, wieviel für eine Einheit – Tablette, Tube, Ampulle usw. – durchschnittlich ausgegeben worden war. Sofern es sich um ein Originalpräparat gehandelt hatte, das auch als billigeres Generikum erhältlich gewesen wäre, wurde die Preisdifferenz errechnet.

Ergebnisse
Es wurden knapp 350'000 Verschreibungen analysiert, die aus den Jahren 1997 bis 2000 stammten. 56% der Verschreibungen – entsprechend 41% der Medikamentenkosten – betrafen Mittel, von denen mindestens ein Generikum erhältlich war; darunter waren kardiovaskuläre und psychiatrische Medikamente sowie Analgetika am häufigsten vertreten. Von der Möglichkeit, ein Generikum abzugeben, wurde in 61% der Fälle auch Gebrauch gemacht. Hätte man in 100% der Fälle ein Generikum eingesetzt, hätte man, berechnet für das Jahr 2000, bei den unter 65jährigen 46 US$ und bei den über 65-Jährigen 78 US$ pro Person und Jahr gespart (Medianwerte). Landesweit hätte dies das Medikamentenbudget um schätzungsweise knapp 9 Milliarden US$ bzw. 11% entlastet.

Schlussfolgerungen
Generika finden sich in einem Medikamentensegment, das im Verhältnis zur Anzahl Verschreibungen den geringeren Teil der Kosten verursacht. Dennoch könnten merklich Kosten vermindert werden, wenn generell auf Generika zurückgegriffen würde.

Zusammengefasst von Urspeter Masche

Die Substitution durch Generika ist ein Stützpfeiler zur Eindämmung der Medikamentenkosten. Deren therapeutische Wirksamkeit und Qualität wird kaum mehr bestritten. Die Einsparungen bei vollständiger Generikasubstitution werden bei uns auf etwa 500 Milionen Franken pro Jahr geschätzt (12% der Medikamentenkosten der Krankenversicherer ohne Spitäler). Der Generikaanteil wächst auch in der Schweiz überproportional, die verschiedenen Förderungsmassnahmen zeigen Wirkung. Grosse Nachteile der Generika sind der Mangel an parenteral verwendbaren Formen bei der Anwendung in den Spitälern und die teils hohe Zahl an Angeboten, was zu vermehrten Risiken (Verwechslungen!) im täglichen Einsatz führen kann. Würde der Gesetzgeber die Preise der Originalpräparate nach Patentablauf auf die Generikapreise senken, wäre das Generikaproblem gelöst. Patient und Ärztin würden sich bedanken: Er könnte sein «bewährtes» Originalmittel weiter einnehmen und die Ärztin dieses vertraute Produkt weiterhin verschreiben.

Reto Guetg

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infomed-screen 9 -- No. 8
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Generikaförderung spart über 10% der Medikamentenkosten ( 2005)