Wenn bei uns noch der Winter ein letztes Gastspiel gibt wie dieses Jahr, empfiehlt es sich im April in den Mittelmeerraum auszuweichen.

Die Ophrys gehört zu den faszinierendsten Orchideen unserer Flora. Die Blüten gleichen behaarten Insekten und die Vielfalt – auch innerhalb einer Population am selben Standort – ist verwirrend. Orchideen allgemein und die Ophrys ganz speziell sind noch in voller Entwicklung und bastardieren auch häufig. Das Verbreitungszentrum ist der östliche Mittelmeerraum, also die Türkei, Griechenland und die ägäischen Inseln, doch kommen auch Ophrys-Arten im ganzen Mittelmeerraum und in warmen Lagen Mitteleuropas vor.

Die beiden abgebildeten Arten sind links die Kretische Ragwurz (Ophrys cretica) und rechts die Spiegelragwurz (Ophrys speculum), beide im Monat April auf Kreta bzw. in Portugal aufgenommen.
Wie erwähnt ähneln die Blüten - speziell die „Lippe“ - Insekten und werden deshalb als Sexualtäuschungsblüten bezeichnet. Zusätzlich werden Duftstoffe der weiblichen Insekten nachgeahmt, um Bestäuber anzulocken. Man weiss heute auch, dass jede Ophrys-Art seinen speziellen Bestäuber, z.B. eine bestimmte Wespenart hat.

In der Schweiz kommen nach der „Flora Helvetica“ 4 Arten vor (Bienen-, Spinnen-, Hummel- und Fliegen-Ragwurz), zusätzlich 3 Unterarten. Ein Verbreitungszentrum ist der Jura mit seinen trockenen Kalk-Magerrasen. Hier blüht Ende April die Spinnen-Ragwurz als erste, gefolgt von Fliegen- und Hummel-Ragwurz. Die Blütezeit der Bienen-Ragwurz erstreckt sich bis in den Juni.