Analgesie für kleine Eingriffe bei Kindern

Mini-Übersicht

Es lohnt sich, bei Kindern schmerzhafte Eingriffe möglichst so zu gestalten, dass den Kindern keine negativen Erinnerungen daran bleiben.

Aktuelle Übersicht zum Thema

In der Nummer vom August 2006 des «Australian Prescriber» sind verschiedene Methoden beschrieben, die es ermöglichen, kleine Eingriffe bei Kindern mit minimaler Schmerzbelastung durchzuführen.(1)

In Abhängigkeit vom Alter des Kindes und von der elterlichen Unterstützung können verschiedene Techniken angewandt werden, um das Kind vom unangenehmen Eingriff abzulenken. Bei Säuglingen und Kleinkindern wird die «3S»-Methode empfohlen, nämlich «swaddling» (fest einwickeln), «swaying» (wiegen) und «sucking» (an einem in Zuckersirup getunkten Schnuller saugen). Ältere Kinder können mit interaktiven Spielsachen, freundlichem Zureden und Komplimenten abgelenkt werden.

Wundverschluss

Kleine Kopfschwartenrisse können bei Kindern, die genügend langes Haar haben, «zusammengebunden» werden. Bei dieser schmerzfreien Prozedur wird auf beiden Seiten der (kleinen!) Wunde ein kleines Haarbündel gebildet, die Haarbündel kreuzweise über der Wunde verknotet und der Haarknoten z.B. mit Benzoetinktur verklebt. Die Eltern können den Haarknoten fünf Tage später abschneiden.

Klebstreifen (z.B. Steri-Strips®) sollten nur bei sehr oberflächlichen Wunden zum Einsatz gelangen, da sonst mit sichtbaren Narben zu rechnen ist.

Für einen schmerzlosen Wundverschluss kommen auch Cyanoacrylat- haltige Hautkleber (z.B. Ethicon Omnex®) in Frage, wobei einige Vorsichtsmassnahmen beachtet werden müssen, siehe Tabelle 1. Besonders wichtig ist dabei, einen Kontakt mit den Augen (Kornea, Konjunktiven) zu vermeiden.

Anästhesie

Verschiedene Lokalanästhetika können in kleine Wunden eingebracht werden. Geeignet sind z.B. übliche Lidocain-Lösungen. Präparate, die Epinephrin (Adrenalin) enthalten, müssen in Endarterien-Gebieten und auf Schleimhäuten vermieden werden. Nach sorgfältiger Wundreinigung kann ein mit einer Lidocainlösung getränkter Gazestreifen in die Wunde eingelegt und für eine halbe Stunde mit einem durchsichtigen Klebeband festgehalten werden. Pro kg Körpergewicht sollen nicht mehr als 4 mg Lidocain verwendet werden. Nach etwa 20 Minuten darf mit einer lokalen Anästhesie gerechnet werden.

Auch mit Vereisung (Spray oder kleiner Eiswürfel) kann manchmal eine lokale Anästhesie improvisiert werden.

Muss das Lokalanästhetikum injiziert werden, so lassen sich Schmerzen gering halten, wenn vorher im Bereich der Einstichstellen eine lokalanästhetische Crème (z.B. EMLA®) appliziert wurde, wenn das Medikament langsam gespritzt wird, wenn die Injektion via die Wunde geschieht oder wenn die Lidocain-Lösung mit Natriumbikarbonat im Verhältnis 9:1 gepuffert wird.

Impfungen

Die WHO empfiehlt, bei kleinen Kindern Impfstoffe anterolateral am Oberschenkel zu injizieren. Dabei soll mit einer 16 mm langen 25G-Kanüle senkrecht punktiert werden. Gemäss einer randomisierten Studie entspricht dies dem optimalen Verfahren bei der anterolateralen Injektion.(2)

Die intraglutäale Injektion wird wegen des Risikos einer Nervenverletzung nicht empfohlen, obwohl sie in einer Studie weniger lokale Nebenwirkungen verursacht hat.(3)

Kommentar

Reichlich Dokumentation zu diesem praxisrelevanten Thema gibt es nicht. Die Übersicht stammt jedoch von einem Autor, der sich offensichtlich schon länger mit der Thematik beschäftigt und einige gute Tipps offeriert.

Minidossier

Zu diesem Thema haben wir im Internet ein kleines  Text Dossier zusammengestellt. Webadresse: www.infomed.org/pharma-kritik/pk06a-06.html eingesehen werden kann.
 
Zusammengefasst und kommentiert von E. Gysling

Standpunkte und Meinungen

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Analgesie für kleine Eingriffe bei Kindern (22. November 2006)
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
pharma-kritik, 28/No. 6
PK212
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