• Keine Teilnahme an Anwendungsbeobachtungen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 16. Juli 2020

Bei den sogenannten Anwendungsbeobachtungen handelt es sich um nichtinterventionelle Medikamenten-Studien, mit denen unter Alltagsbedingungen Informationen gesammelt werden sollen zu Langzeitwirksamkeit und noch nicht identifizierten Nebenwirkungen. In einer aktuellen Stellungnahme appelliert die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft aber an Kollegen und Kolleginnen, dass man sich nicht für solche Anwendungsbeobachtungen zur Verfügung stellen soll. Anwendungsbeobachtungen würden wissenschaftlichen Erfordernissen meist nicht genügen und als Marketingmassnahmen missbraucht. So wurde in einer aktuellen Untersuchung beobachtet, dass Ärzte und Ärztinnen, die an Anwendungsbeobachtungen teilnehmen, die untersuchten Medikamente signifikant häufiger verschreiben.

Stellungnahme der AKdÄ: Anwendungsbeobachtungen: Erkenntnisgewinn ist gering

Volltext der erwähnten Studie aus «PLoS Medicine»: Impact of physicians’ participation in non-interventional post-marketing studies on their prescription habits: A retrospective 2-armed cohort study in Germany

  • Bursitis nach Grippeimpfung
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 15. Juli 2020

In einer retrospektiven, ein Kollektiv von fast 3 Millionen Personen umfassenden Kohortenstudie stellte man fest, dass die Grippeimpfung mit einem signifikant erhöhten Risiko einer Bursitis subdeltoidea einhergeht. Die Anzahl der Leute, bei denen in den ersten zwei Tagen nach einer Grippeimpfung Symptome einer Bursitis auftraten (Schmerzen, Bewegungseinschränkung), lag rund dreimal höher als die Anzahl der Leute, die solche Beschwerden zu einem späteren, nicht von der Impfung beeinflussten Zeitpunkt angaben. Die exakte «Incident Risk Rate» betrug 3,24 (1,85–5,68), was rund 8 zusätzlichen Bursitis-Fällen pro 1 Million Grippeimpfungen entspricht.
Gemässs dem begleitenden Editorial hilft die Injektionstechnik, um eine Bursitis zu verhüten: es sei darauf zu achten, dass die Injektion anatomisch richtig platziert und dass eine geeignete, sich am Körpergewicht orientierende Nadellänge gewählt wird.

Kurzform der Studie aus den «Annals of Internal Medicine»: Risk for Subdeltoid Bursitis After Influenza Vaccination

Merkblatt zur korrekten deltoidalen Injektion: Know the site, get it right!

  • Lupus erythematodes infolge von Protonenpumpenhemmern
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 12. Juli 2020

Ein Fallbericht erinnert daran, dass auch Protonenpumpenhemmer einen Lupus erythematodes auslösen können. Beschrieben wird ein älterer Mann, der Omeprazol (Antramups® u.a.) erhalten hatte und bei dem sich einen Monat später am Stamm und an den Armen ein juckender Hautausschlag mit erythematösen Plaques entwickelte. Biopsie und serologische Tests führten zur Diagnose eines kutanen Lupus erythematodes. Nach Absetzen von Omeprazol besserten sich die Hautläsionen innerhalb eines Monats markant.

Fallbericht aus «JAMA Dermatology»: Omeprazole-Induced Subacute Cutaneous Lupus Erythematosus

Übersicht zum medikamenteninduzierten Lupus erythematodes: Drug-induced lupus erythematosus: an update on drugs and mechanisms

  • Geschmacksstörungen durch Kalmegh-Extrakte
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 11. Juli 2020

Kalmegh (Andrographis paniculata) ist eine Pflanze, die seit Jahrhunderten in der traditionellen chinesischen und indischen Medizin verwendet wird. Deren Extrakte, unter anderem als «Indischer Echinacea» oder «King of Bitters» bezeichnet, finden sich auch im Angebot hiesiger Internetshops und sollen zum Beispiel das Immunsystem stärken sowie Erkältungssymptome lindern. Gemäss einer Warnung der australischen Arzneimittelbehörde können sie aber dem Anschein nach zu Geschmacksstörungen oder -verlust führen, wobei selbst nach Absetzen des Kalmegh-Präparats nicht immer eine vollständige Normalisierung des Geschmackssinns eintritt.

Mitteilung der australischen «Therapeutic Goods Administration»: Andrographis paniculata: Safety advisory – potential to change sense of taste

  • Flucytosin (Ancotil®): Vorsicht bei Dihydropyrimidin-Dehydrogenase-Mangel
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 9. Juli 2020

Das Antimykotikum Flucytosin wird zu einem geringen Anteil zu 5-Fluorouracil (5-FU) umgewandelt, das über die Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) weiter abgebaut wird. Eine verminderte DPD-Aktivität erhöht das Risiko einer 5-FU-Toxizität und ist deshalb auch bei einer Behandlung mit Flucytosin zu beachten. Bei Personen mit einem vollständigen DPD-Mangel ist Flucytosin kontraindiziert.

In Deutschland publizierter «Rote-Hand-Brief»: Flucytosin: Aktualisierte Empfehlungen zur Anwendung bei Patienten mit Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD)-Mangel

Früherer BDN-Text: Dihydropyrimidin-Dehydrogenase-Mangel und Fluorouracil

  • Hautamyloidose durch Insulin
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 8. Juli 2020

Bei Diabeteskranken kann sich an den Stellen, wo Insulin injiziert wird, eine Hautamyloidose ausbilden, was auch die Blutzucker-Einstellung verändern kann. Es scheint sich um einen Klasseneffekt zu handeln, also alle Insulin-Präparate zu betreffen. Um solche Probleme zu verhindern – bekanntlich können Insuline auch eine Lipodystrophie hervorrufen –, ist es wichtig, dass beim Insulinspritzen die Injektionsstelle immer wieder gewechselt wird.

Mitteilung der irischen Arzneimittelbehörde: Insulin-containing medicines – Risk of cutaneous amyloidosis and potential for associated changes in glycaemic control

  • Allopurinol (Zyloric® u.a.) hemmt das Fortschreiten einer Niereninsuffizienz nicht
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 1. Juli 2020

Es gibt verschiedene Hinweise, dass eine Hyperurikämie bei einer chronischen Niereninsuffizienz als ungünstiger Faktor wirkt. In zwei placebokontrollierten Doppelblindstudien hat man deshalb untersucht, ob Allopurinol das Fortschreiten einer chronischen Niereninsuffizienz zu bremsen vermag. Die eine Studie (n = 530) befasste sich mit Personen, die an einem Typ-1-Diabetes und einer diabetischen Nephropathie litten, die andere Studie (n = 363) mit Leuten, die eine chronische Niereninsuffizienz im Stadium 3 oder 4 jedweder Ursache aufwiesen. In beiden Studien liess sich die Verschlechterung der glomerulären Filtrationsrate – nach 3 bzw. 2 Jahren gemessen – mit Allopurinol im Vergleich zu Placebo nicht verlangsamen, obschon man mit Allopurinol eine signifikante Abnahme der Harnsäure-Konzentration erzielt hatte.

Kurzformen der beiden Studien aus dem «New England Journal of Medicine»: Serum Urate Lowering with Allopurinol and Kidney Function in Type 1 Diabetes und Effects of Allopurinol on the Progression of Chronic Kidney Disease